Mein Festival-Sommer mit lauter Musik und guter Stimmung neigt sich dem Ende zu. Klar, dabei wurden auch unzählige Momente mit der Kamera festgehalten und es entstanden kleine Videos. Bei der Sortierung des Materials ist mir aber wieder etwas aufgefallen, das mich in meiner Arbeitsweise bestärkt: Nur ein Bruchteil des Materials ist wirklich interessant und bleibt in Erinnerung. Selbst wenn die Qualität in Summe stimmt, bedeutet das nicht, dass jeder Clip oder jedes Bild behalten werden muss. Ich orientiere mich daher an der Via Negativa und übertrage dieses antike Konzept auf das Filmemachen.
Was ist die Via Negativa?
Ganz grob übersetzt bedeutet die Via Negativa nichts anderes, als sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und unnötigen Ballast loszuwerden. Das gilt für Erfolg, Gelassenheit und eben auch für gute Erinnerungen. In der Content-Erstellung heißt das: Inhalte müssen reduziert werden. Das bedeutet nicht, dass nur wenige Bilder oder Clips mit der Kamera erstellt werden sollten. Es bedeutet, dass die schiere Menge an Aufnahmen nicht ausschlaggebend für das Endprodukt ist. Viel wichtiger ist eine bewusste Auswahl der stärksten Momente.
Reduktion für eine bessere Erinnerung
Um auf mein Festival-Beispiel zurückzukommen: Ich habe mit meiner GoPro unzählige Clips erstellt, um daraus eine Erinnerung zu schneiden. Am Ende reduziert sich nicht nur die Laufzeit, sondern auch die Summe der Clips auf nicht mehr als 15. Ich habe sie bewusst stark reduziert und mir ein Zeitlimit von maximal zwei Minuten gegeben. Mein Video soll schließlich nicht den Tag eins zu eins replizieren, sondern eine Repräsentation meiner eigenen Erinnerung an die Ereignisse sein. Und auch hier ist es ja so, dass sich unser Gehirn nicht an jedes Detail erinnern kann.
Weniger ist mehr – auch im Content-Zirkus
Ich denke, dass sich das Konzept der Via Negativa auf viele Situationen im Leben übertragen lässt. Auch vor dem Hintergrund einer immer komplexer werdenden Welt und einem endlosen Strom an Bildern und Videos erscheint mir „weniger ist mehr“ doch sehr angemessen. Wenn wir unsere Inhalte reduzieren und uns auf die Essenz konzentrieren, bleiben die Erinnerungen wirklich präsent. So gehen sie nicht im Heuhaufen des Medienzirkus verloren und werden zu echten, wertvollen Erinnerungen.





